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Super GT: Kazuya Oshima und Kenta Yamashita erringen Titel im Motegi-Thriller

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Ryo Hirakawa / Nick Cassindy (KeePer TOM’s LC500) gewannen das spannende Saisonfinale der Super GT in Motegi. Ein zweiter Platz von Kazuya Oshima / Kenta Yamashita (Wako’s 4CR LC500) reichte dem LeMans-Duo jedoch aus, um ihren ersten GT500-Titel einzufahren. Den Kampf um die Krone in der GT300-Klasse ging an Shinichi Takagi / Nirei Fukuzumi im ARTA NSX GT3.

Party like it’s 2002: Das diesjährige Saisonfinale hätte beinahe eine Kopie des Jahresabschlusses von vor 17 Jahren sein können. Auch damals gingen Team LeMans mit ihrem blauen Esso Ultraflo Toyota Supra sowie ARTA mit einem Toyota MR-S als Champions hervor. Auch wenn sich ihre Fahrzeuge seitdem änderten, zwei Konstante blieben: Juichi Wakisaka und Shinichi Takagi.

 

GT500

Die Tabellenkonstellation vor dem großen Saisonfinale am Twin Ring Motegi ließ bereits auf ein hochspannendes letztes Rennen schließen. Die Ausgangslage war dabei einfach: Würden Kazuya Oshima / Kenta Yamashita im Wako’s 4CR LC500 mindestens auf dem zweiten Platz ins Ziel kommen, hätten sie ihren ersten GT500-Titel sicher. Ihre ärgsten Rivalen, Ryo Hirakawa / Nick Cassidy (KeePer TOM’s LC500) mussten bei einem Sieg auf gleichzeitige Schützenhilfe hoffen. Die dritten Titelaspiranten Tsugio Matsuda / Ronnie Quintarelli (Motul Autech GT-R) mussten mit 20,5 Punkten Rückstand benötigten neben einer gehörigen Portion Glück auch ein perfektes Wochenende. NISMOs Titelträume zerplatzten allerdings bereits am Samstag, als es Ronnie Quintarelli nicht gelang, den Bonuspunkt für die Pole-Position einzufahren. Somit kam es am Finalsonntag zu einem Lexus-internen Showdown – mit Vorteil für die LeMans-Mannschaft. Kenta Yamashita gelang es nämlich, den Wako’s 4CR LC500 auf Platz zwei zu qualifizieren. Der KeePer TOM’s LC500 kam hingegen nicht über Rang vier hinaus, eine Position hinter dem Motul-Nissan. Der Platz an der Sonne ging hingegen an den TOM’s-Schwesterwagen mit Kazuki Nakajima / Yuhi Sekiguchi (au TOM’s LC500). Bester Honda im Qualifying war der Keihin NSX-GT (Koudai Tsukakoshi / Bertrand Baguette).

Am Start konnte Kazuki Nakajima problemlos seine Pole-Position verteidigen. Dahinter wurde es aber bereits brenzlig für die Titelaspiranten, als Kazuya Oshima mit noch kalten Reifen nach nur wenigen Kurven auf den fünften Platz zurückgereicht wurde. Wohlwissend, dass ein Sieg quasi Pflicht sei, krallte sich im vierten Umlauf Nick Cassidy den roten Nissan von Ronnie Quintarelli. Der Italiener konnte nicht ganz die Pace der Spitzengruppe mitgehen, da NISMO auf eine aggressive „Alles-oder-Nichts“-Strategie setzte. Um die Pole zu ergattern, wählte man die weichste Michelin-Mischung, die ihnen zur Verfügung stand. Da der Qualifying-Reifen gleichzeitig aber auch der Startreifen ist, baute dieser bei den für viele Teams überraschend warmen Temperaturen von 20°C Grad (26°C Asphalttemperatur) zu schnell ab, um beim Kampf um den Sieg ein Wörtchen mitzureden. Am Ende mussten sich Ronnie Quintarelli und Tsugio Matsuda mit dem achten Platz begnügen.

Während Kazuya Oshima langsam die Temperaturen in seinen Bridgestone-Pneus aufbaute, zogen die beiden TOM’s-Fahrzeuge dem Feld zunächst davon. In der 19. Runde gelang Oshima ein entscheidendes Manöver, als er am Keihin NSX-GT auf Platz vier vorbeizog. An der Spitzen herrschte ebenfalls ein beherzigtes Duell zwischen Kazuki Nakajima und Nick Cassidy, die zwischenzeitlich lediglich eine halbe Sekunde trennten. Trotz aller Angriffsversuche blieb der zweifache Le-Mans-Sieger jedoch vor dem amtierenden Super-Formula-Champion. Anders als noch vor einem Jahr in der Autopolis, war an diesem Wochenende von Team-Order keine Rede. Vielleicht auch, weil es sich um einen Lexus-internen Titelkampf handelte. Keinen Weg auf der Strecke vorbei findend, kam Nick Cassidy am Ende der 19. Runde bereits zum Boxenstopp herein, um den KeePer TOM’s LC500 an Teamkollege Ryo Hirakawa mit vier frischen Bridgestone-Reifen zu übergeben. Ursprünglich war geplant, dass Kazuki Nakajima erst einige Runden später zum Service abbiegen sollte. Zur Verwunderung des Neuseeländers kam der au TOM’s LC500 aber bereits einen Umlauf später herein. Der Undercut-Versuch ging somit nicht auf. Pole-Position-Eroberer Yuhi Sekiguchi beging auf kalten Pneus jedoch einen kleinen Fehler, als auf seiner Outlap die Reifen blockierte. Dadurch konnte Hirakawa direkt wieder an den Schwesterwagen aufschließen.

Gleichzeitig mit dem au TOM’s LC500 kam auch der Wako’s 4CR LC500 zum Fahrer- und Reifenwechsel herein. Trotz der anfänglichen Schwierigkeiten, brachte Kazuya Oshima seinen Teamkollegen Kenta Yamashita in eine gute Ausgangslage. Egal auf welcher Position die Titelrivalen ins Ziel kommen würden, solange Yamashita ein weiteres Fahrzeug überholt, wandert der Meisterschaftspokal in die LeMans-Garage. Trotz, dass Hirakawa laut eigener Aussage beim Hinterherfahren unter starken Grip-Problemen litt, gelang ihm in der 32. Runde das entscheidende Überholmanöver, um die Führung zu übernehmen. Der GT500-Champion von 2017 nutzte dabei den GT300-Überrundungsverkehr geschickt aus, um fast schon spielerisch an Sekiguchi vorbeizuziehen. Letzterer hatte seine sichtbare Mühe, nicht auch noch Kenta Yamashita zum Opfer zu fallen, der die Situation ebenfalls eiskalt ausnutzen wollte. Sekiguchi gab jedoch nicht nach – und verteidigte zunächst den Silberrang.

Das entscheidende Überholmanöver und damit verbunden wohl auch einer der Momente des Jahres kam 16 Runden vor Schluss. Abermals spielte der GT300-Überrundungsverkehr eine Rolle, der es Sekiguchi nicht erlaubte, mit genügend Schwung aus der Haarnadel zu beschleunigen. Yamashita nutzt dies aus, sog sich im Windschatten an setzte sich auf der Gegengerade neben seinen Konkurrenten. Seite an Seite gingen die beiden Lexus-Boliden durch die 90°-Kurve. Yamashita schien vorbei, traf den Ausgang aber nicht gut genug, wodurch Sekiguchi wieder kontern konnte. Wieder nebeneinander schossen sie unter der Brücke durch. Keiner der beiden Piloten wollten nachgeben. „Ich habe erwartet, dass die #36 uns versuchen würde zu blocken, deshalb wollte ich nicht nachgeben. Ich wollte mich nicht geschlagen geben“, kommentierte Yamashita die Situation nach dem Rennen. Nebeneinander rasten der au TOM’s LC500 und Wako’s 4CR LC500 auf die Victory Corner zu. Es kam zum Kontakt – und beide pflügten einmal quer durch den Dreck, die letzte Kurve komplett auslassend. „Der Kontakt war ziemlich hart und ich hatte zunächst Sorge, dass dies für Vibrationen sorgen könnte. Ich bin deshalb froh, dass alles bis zum Ende gutgegangen ist“, so Yamashita.

GTA-Renndirektor Naoki Hattori untersuchte den Vorfall, deklarierte ihn allerdings als Rennunfall, da Yamashita eingangs der Victory Corner bereits leicht vorne und somit einen Vorteil hatte. Mit dem Überholmanöver legte Yamashita nicht nur bereits eine Hand an den Meisterpokal. Er gab zugleich auch ein starkes Statement ab, dass er vor nichts zurückstecken würde. Entsprechend erfreut blickte LeMans-Teamchef Juichi Wakisaka herein, den das Manöver durchaus an seine jüngeren Jahre erinnert haben dürfte. Damit war auch klar: Aus eigener Kraft könnte der KeePer TOM’s LC500 nicht mehr den Titel gewinnen, obwohl Hirakawa von all dem Drama hinter ihm unbeeindruckt einen Vorsprung von rund zwölf Sekunden herausfuhr. Nach der Querfeldein-Einlage konnte Sekiguchi auch nicht mehr das Tempo mit Yamashita mitgehen, was letztlich die Meisterschaftsentscheidung besiegelte.

Somit gewannen Ryo Hirakawa / Nick Cassidy das Saisonfinale in Motegi. „Es war ein sehr schwieriges Rennen“, erklärte Nick Cassidy in der Pressekonferenz nach dem Rennen. „Trotz, dass wir von Position vier starteten, gelang mir ein perfekter Start. Unser Ziel war es, den perfekten Zeitpunkt für den Boxenstopp zu finden. Das gelang uns, weshalb wir letztlich die Führung übernehmen konnten. Ich glaube, dass unser Auto das Schnellste heute war.“ Die Enttäuschung, trotz des ersten Saisonsiegs nicht den zweiten Fahrertitel nach 2017 zu gewinnen, war nicht nur Cassidy ins Gesicht geschrieben. Auch Ryo Hirakawa lamentierte die Niederlage: „Wir konnten zwar das Rennen, aber nicht die Meisterschaft gewinnen. Es fällt mir schwer, meine Gefühle in Worte zu fassen.“ Ganz leer ging das Lexus Team KeePer TOM’s allerdings dann doch nicht aus. Mit lediglich einem Pünktchen Vorsprung gewann man die Team-Meisterschaft. Nick Cassidy / Ryo Hirakawa sowie die gesamte KeePer-Mannschaft können deshalb mit erhobenem Haupt in die Winterpause gehen. Nicht nur kämpften sie zum bereits dritten Mal hintereinander um den Titel. Abseits des Saisonstarts kamen sie bei allen Rennen auch immer in den Top 4 ins Ziel. Dass es am Ende nicht ganz ausreichte, klammert der Neuseeländer insbesondere am Fuji-500-Meilen-Lauf fest, als eine glückliche Safety-Car-Phase dem Wako’s 4CR LC500 den Sieg bescherte. Die zweite Vize-Meisterschaft in Folge bedeutete auch, dass Nick Cassidy nicht der erst fünfte Doppel-Champion Japans wurde, dem es gelang, die Titel in der Super GT sowie Super Formula im gleichen Jahr zu gewinnen.

Die zwei Triumphe in Folge in Thailand sowie am Fuji katapultierten letztlich Team LeMans an die Tabellenspitze – und zum zweiten Fahrertitel für die Mannschaft seit 2002. Es dürfte eine Art Balsam für die Seele des Teams gewesen sein, die ein alptraumhaftes 2018 erlebten. Nach dem plötzlichen Tod ihres langjährigen Chefingenieurs Kenji Yamada, beendete man das Jahr abgeschlagen auf dem zehnten Tabellenrang. Für 2019 wechselte der letztjährige Rookie Kenta Yamashita an die Seite des Veteranen Kazuya Oshima – und mit ihm kam der erste Sieg für das Team seit fünf Jahren. Toyota war gar so beeindruckt von seiner Leistung, dass man ihn für das eigene WEC-Challenge-Programm auserwählte, welches ihn für einen Einsatz im werkseitigen LMP1-Boliden sowie den 24 Stunden von Le Mans vorbereiten soll. Kazuya Oshima verbrachte neun seiner bisherigen elf Jahre in der GT500-Klasse bei Team LeMans. Mit dem Titelgewinn in Motegi erfüllte der 32-Jährige nun endlich seinen Traum. Den Triumph widmete er seinem langen Weggefährten Kenji Yamada, der quasi wie eine Art Ziehvater für Oshima war und auch sein kurzzeitiges Motorsport-Abenteuer in Europa unterstützte. Teamchef Juichi Wakisaka, der nach drei Fahrertiteln – darunter sein erster 2002 mit Team LeMans –, nun auch erstmals als Teamchef triumphierte, vergleich die Paarung Oshima / Yamashita mit seinen eigenen Jahren an der Seite von André Lotterer, mit dem er 2006 wie auch 2009 obsiegte. Laut Wakisaka übernimmt Oshima dabei die Rolle des Mentors, um das Optimum aus dem 24-jährigen Yamashita herauszuholen.

Kazuki Nakajima / Yuhi Sekiguchi beendeten das Saisonfinale auf dem Bronzerang. Dass man am Ende nicht im Titelgeschehen involviert war, lag laut Nakajima an der fehlenden Konstanz. Der Zent Cerumo LC500 (Yuji Tachikawa / Hiroaki Ishiura) schloss die Lexus-Festspiele beim Honda-Heimspiel auf dem Twin Ring Motegi mit Rang vier ab – ein Sinnbild für die Saison 2019, die mit sechs Siegen in acht Rennen eindeutig von Lexus dominiert wurde. Toyota-Präsident Akio Toyoda bestätigte, dass alle sechs Lexus-Teams auch im nächsten Jahr mit dem neuen Toyota GR Supra auf Basis der Class 1 plus Alpha-Regularien antreten werden. Damit begräbt er auch das Gerücht, dass eventuell KCMG eines der aktuellen Toyota-Mannschaften ersetzen könnte. Zwar bestätigte KCMG-Boss Paul Ip gegenüber Dailysportscar, dass man an einem etwaigen GT500-Engagement arbeite und auch mit allen drei Herstellern im Gespräch sei. Ohne den werksseitigen Support sei ein Einstieg allerdings nicht möglich. 2020, so Ip, wird dieser deshalb nicht stattfinden. Motegi bedeutete gleichzeitig auch das Ende der Ära Lexus in der GT500-Klasse. Seit 2006 setzte Toyotas Luxusmarke mit dem SC430, RC F sowie dem LC500 drei unterschiedliche Fahrzeuge ein. Insgesamt gewann Lexus sechs Fahrermeisterschaften, 44 Rennen – darunter allein 14 mit dem LC500 seit 2017 – und errang 36 Pole-Positionen.

Anders als noch im Jahr 2009 gelang es Honda nicht, den Mittelmotor-betriebenen NSX-GT, der ab 2020 durch den neuen Front-befeuerten NSX-GT ersetzt wird, mit einem Sieg in Rente zu schicken. Bestes Team der Marke am Zwillingsring war der Keihin NSX-GT (Koudai Tsukakoshi / Bertrand Baguette) auf Rang fünf, nachdem zuvor der ARTA NSX-GT von Tomoki Nojiri / Takuya Izawa an einem Top-4-Ergebnis knabberte, wegen eines technischen Defekts kurz vor Schluss aber in die Garage geschoben wurde. Jenson Button beendete seine Super-GT-Karriere auf Platz sechs, nachdem er und Teamkollege Naoki Yamamoto im Raybrig NSX-GT vom elften Rang ins Rennen gingen. Auf Tabellenrang acht, 48 Punkte hinter Kazuya Oshima / Kenta Yamashita, war es dem Duo nicht möglich, ihren letztjährigen Titel zu verteidigen. Dass Honda in dieser Saison etwas unter ging, lag unter anderem auch an den über den Winter entwickelten und nicht ganz einwandfrei funktionierenden Upgrades. Bereits beim Saisonstart hatte GT-Projektleiter Masahiro Saeki durchblicken lassen, dass die neuen Teile den Wagen zu unruhig werden lassen, weshalb man wieder zurückrüsten musste. Dieser Nachteil zog sich wie eine Art Rattenschwanz durch das gesamte Jahr. Hinzu kamen, insbesondere im Fall von Button und Yamamoto, gleich drei (unverschuldete) Unfälle in Okayama, Buriram sowie in der Autopolis.

„Als Marke waren wir einfach nicht schnell genug“, kommentierte hingegen Nissan die diesjährige Saison. Einzig der Motul Autech GT-R konnte mit drei Pole-Positionen im Titelgeschehen mitwirken. Die restlichen drei GT-Rs waren derweil von technischen wie auch anderen Problemen geplagt. Allen voran der Motor stellte sich dabei als Achillesferse heraus. Der traurige Höhepunkt ereignete sich ausgerechnet in Motegi, als zunächst der Calsonic Impul GT-R (Daiki Sasaki / James Rossiter) wegen eines Motorwechsels nicht an der Qualifikation teilnehmen konnte. Am Sonntag erwischte es dann auch noch die SUGO-Sieger Kohei Hirate / Frédéric Makowiecki (Craftsports Motul GT-R), die just wegen des gleichen Problems gar nicht erst das Rennen starten konnten. Im Rennen fing nach lediglich 15 Runden dann auch noch das neue Turboaggregat des Calsonic-Nissan Feuer. Für das Team von Kazuyoshi Hoshino war es bereits der dritte kaputte Antrieb in diesem Jahr, nachdem man wegen eines Öllecks beim dritten Saisonlauf in Suzuka bereits einen Motor verlor. Zudem verriet James Rossiter, dass man nahezu das gesamte Jahr mit einem angeknacksten Chassis unterwegs war. Der Schaden, der allerdings erst später bemerkt wurde, erlitt man im Mai am Fuji Speedway. Da 2020 auf ein neues Auto gewechselt wird, standen keine Ersatzchassis zur Verfügung. Dadurch blieben Daiki Sasaki / James Rossiter chancenlos, obwohl man nach den Wintertestfahrten mit Bestzeiten in nahezu allen Sessions die Favoritenrolle einnahm.

Vergangenen Sonntag endete zwar die diesjährige Super-GT-Meisterschaft. Das Saisonende ist aber noch nicht ganz erreicht. Vom 23. bis 24. November findet mit dem Dream Race am Fuji Speedway das Gipfeltreffen zwischen Super GT und DTM statt. Nach dem Gaststart beim Jahresabschluss in Hockenheim, werden nun sieben Autos aus dem Deutschen Tourenwagen Masters nach Japan reisen, um gegen die 15 GT500-Boliden anzutreten. Wir werden live vor Ort sein, um ausführlich über das Dream Race zu berichten.

GT500-Rennergebnis Round 8 Motegi
GT500-Meisterschaftsstand

 

GT300

Feiern wie vor 17 Jahren die Zweite: Wie bereits eingangs erwähnt, gewann auch ARTA erstmals seit 2002 zum zweiten Mal die Fahrermeisterschaft in der GT300-Klasse. Das Besondere: Bei beiden Triumphen war Shinichi Takagi als Fahrer aktiv. Für den 47-jährigen Veteranen war es die 18. Saison in der Super GT. 17 Jahre bestritt er dafür allein für Aguri Suzuki. Entsprechend emotional zeigte er sich nach dem Rennen. Den damaligen Titel fuhr Takagi zusammen mit Morio Nitta ein. Beide Piloten duellieren sich schon seit Jahren um den Rekord der meisten Klassensiege, bei dem der letztere derzeit hauchdünn die Nase vorn hat. Beide Fahrer waren es auch, die als Hauptfavoriten nach Motegi reisten. Das Qualifying sollte für Morio Nitta / Sena Sakaguchi (K-tunes RC F) allerdings alles andere als nach Plan verlaufen. Nach einem Dreher kam das Ensemble nicht über den 17. Startplatz hinaus. Ein gewaltiger Nachteil, schließlich mussten sie mit 14,5 Punkten Rückstand das Rennen gewinnen und auf eine Position des ARTA NSX GT3 außerhalb der Top 5 hoffen, um den ersten Titel für K-tunes Racing einzufahren. Für Nobuteru Taniguchi / Tatsuya Kataoka (Goodsmile Hatsune Miku AMG) sowie Kazuki Hiramine / Sacha Fenestraz (Realize Nissan Technical College GT-R) endeten die Titelträume hingegen bereits in der Qualifikation. Ein perfektes Wochenende erforderlich, verpassten beide Mannschaften auf dem siebten sowie hauchdünn auf dem zweiten Startplatz den dringend erforderlichen Bonuspunkt für die Pole-Position. Damit kam es am Sonntag lediglich zum Fernduell zwischen dem ARTA NSX GT3 sowie K-tunes RC F.

Dass solch ein hoher Rückstand aufgeholt werden kann, musste ARTA vergangene Saison am eigenen Leibe spüren, als man trotz zwölf Zahler Vorsprung als Verliere wieder aus Motegi abreiste. Bereits im Vorfeld erklärte Shinichi Takagi, dass der Honda NSX GT3 EVO nicht das schnellste Auto auf dem Zwillingsring sein würde, weshalb man sich auf ein gutes Punkteresultat konzentrieren würde, die Augen stets auf den Titel gerichtet. Die Pole-Position ging derweil erstmals in dieser Saison an den McLaren 720S (Seiji Ara / Alex Palou) – ein Beweis für die Entwicklung, die das McLaren Customer Team Japan (Team Goh) seit dem desaströsen Start in Okayama hinlegte. Wenig überraschend war es Alex Palou, der den pinken Renner mit einem neuen Rundenrekord auf die vorderste Position stellte, schließlich erzielte er im August an just der gleichen Stelle seine zweite Super-Formula-Pole. Ähnlich dem Super-Formula-Rennen sollte allerdings auch das Super-GT-Finale nicht ganz nach dem Gusto des jungen Spaniers verlaufen. Nach nur sechs Runden musste Palou die Spitzenposition an den Realize GT-R abgeben, nachdem Hiramine ihn etwas rüpelhaft von der Strecke drückte. Dies nutzte auch Hironobu Yasuda im Gainer Tanax GT-R aus, der kurz zuvor am von der dritten Position gestarteten Leon Pyramid AMG (Naoya Gamou / Togo Suganami) vorbeizog. Aufgrund der überraschend hohen Temperaturen hatten Alex Palou sowie später auch Teamkollege Seiji Ara mit den Reifen zu kämpfen, die für kühlere Streckenbedingungen bestimmt waren. Am Ende fuhr man auf dem siebten Platz aber zum zweiten Mal in dieser Saison ein Punkteresultat ein – eine gute Ausgangsbasis für 2020.

Im Hinterfeld legte hingegen Morio Nitta eine unglaubliche Aufholjagd hin. Nach bereits zwölf Runden befand sich der K-tuns RC F auf dem elften Rang. Sechs weitere Umläufe später lag Nitta schon auf Position acht, ehe er den Lexus-Boliden an Teamkollege Sena Sakaguchi übergab. Laut dem 52-jährigen Veteranen nahm das Team ein paar essentielle Setup-Änderungen vor, die sich im Rennen als goldrichtig herausstellen sollten. Obgleich die Titelverteidigung mathematisch nicht mehr möglich war, hatte K2 R&D Leon Racing ihren dritten Motegi-Sieg in Folge angepeilt, weshalb man sich für eine aggressive Strategie entschied, bei der auf einen Reifenwechsel verzichtet wurde. Als nach 22 Runden ein Großteil der GT300-Mannschaften ihren Boxenstopp absolviert hatten, befand sich der Leon Pyramid AMG plötzlich mit 15 Sekunden Vorsprung komfortabel in Führung. Trotz der älteren Reifen gelang es Naoya Gamou, diesen Vorsprung auch zu verwalten. Dahinter duellierten sich die beiden GT3-Nissan von Kondo Racing und Gainer. Der Kampf nahm ein vorzeitiges Ende, als im 33. Umlauf plötzlich der Realize GT-R von Sacha Fenestraz langsamer wurde. Grund war ein Elektronikproblem, das laut dem 20-jährigen Argentinier nach zu aggressivem Überfahren der Randsteine entstand. Ein schneller Reset nach kurzem Anhalten beseitige zwar das Problem, zerstörte allerdings alle Siegträume des Teams. Am Ende kam das Ensemble auf dem sechsten Platz ins Ziel.

Dadurch übernahm kurzzeitig Nirei Fukuzumi im ARTA NSX GT3 den Bronzerang. Von hinten rollte aber bereits Sena Sakaguchi an, der pro Runde rund ein bis zwei Sekunden schneller als die Spitzenreiter war. Kurz vor Schluss gelang Sakaguchi das Überholmanöver in Kurve eins, wohlwissend, dass er mindestens Platz zwei benötige, während der ARTA NSX GT3 mit einem Problem aus den Punkten hätte fallen müssen. Nach einigen Jahren des Pechs sollte das Glück jedoch mit der Mannschaft von Aguri Suzuki sowie Keiichi Tsuchiya sein. Drama entwickelte sich hingegen an der Spitze, als der Leon Pyramid AMG in der letzten Runde auf der Zielgeraden plötzlich ausrollte. Dadurch konnte der Gainer Tanax GT-R noch in allerletzte Sekunde am sicher geglaubten Sieger vorbeiziehen. „Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was passiert ist“, erklärte Naoya Gamou direkt nach dem Rennen. „Wir hätten eigentlich genügend Benzin an Bord haben müssen.“ Ohne Vortrieb rettete der letztjährige Titelträger immerhin noch den Silberrang über die Linie, ehe er den Wagen an der Boxenausfahrt parkte. „Auch wenn wir am Ende sehr viel Glück hatten, bin ich dennoch froh, dass wir gewonnen haben, da wir noch nie zweimal in einer Saison siegen konnten“, kommentierte Gainer-Pilot Hironobu Yasuda den etwas glücklichen Triumph. Der Sieg katapultierte Yasuda / Hiranaka auf den dritten Tabellenrang. Das Podium wurde vom K-tunes RC F komplettiert. Shinichi Takagi / Nirei Fukuzumi wurden auf dem vierten Platz abgewunken, der ausreichte, um den zweiten Titelgewinn für ARTA seit 2002 zu feiern.

Teil des Erfolgsrezepts war die schiere Konstanz der Mannschaft, die in allen acht Saisonrennen wertwollte Punkte sammelten. „Dank der harten Arbeit des gesamten Teams konnten wir das gesamte Jahr über gute Resultate einfahren. Ich denke, dass wir deshalb gewonnen haben“, erklärte der 22-jährige Nirei Fukuzumi nach dem Rennen, der als erst sechster Rookie in seiner Debütsaison den GT300-Titel einfuhr. Damit hatte Honda beim Heimspiel doch noch etwas zu feiern, schließlich war es der erste Meisterschaftstriumph für den Honda NSX GT3 EVO in Japan. Erleichtert gab Nirei Fukuzumi zu Protokoll: „Wir hatten Glück, dass die #96 (K-tunes RC F, Anm.d.Red.) Probleme im Qualifying hatte, so schnell wie sie heute waren.“ Tatsächlich lässt sich nur erahnen, was wohl möglich gewesen wäre, wenn Morio Nitta / Sena Sakaguchi von den vorderen Positionen ins Rennen gegangen wären. Trotz der Enttäuschung konnte das Ensemble eine positive Schlussbilanz ziehen. Lachend gab Morio Nitta zu Protokoll, dass er seinen Fehler in der Qualifikation schnell vergessen werde. Gleichzeitig pries er seinen jüngeren Teamkollegen Sena Sakaguchi, dessen Leistung ihn stark beeindruckte. „Er ist ein wirklich fantastisches Talent und ein zukünftiger Meister. Ich möchte seine weitere Karriere unterstützen“, so Nitta.

Betrübte Gesichter gab es im Lager der JAF-GT300-Teams, die allesamt keinen Sieg in dieser Saison einfahren konnten. Am besten in Motegi schnitt der Subaru BRZ R&D Sport (Takuto Iguchi / Hideki Yamauchi) auf Platz zwölf ab. Gänzlich ohne Punkte blieben die beiden seit dieser Saison frontangetriebenen Toyota GR Sport Prius GT von apr Racing, die damit einiges an Entwicklungsarbeit über den Winter vor sich haben. Ein großes Fragezeichen steht derweil hinter der Zukunft der Mother-Chassis-Fahrzeuge. Mit vielen Tränen im Gesicht verkündete Takeshi Tsuchiya auf ihrem traditionellen Fan-Meeting an der Strecke, dass der Hoppy 86 MC (Takamitsu Matsui / Kimiya Sato) nicht mehr nächstes Jahr in der Super GT antreten wird. Stattdessen wird man einen neuen Wagen verwenden, der zu einem späteren Zeitpunkt enthüllt werden soll. Unklar ist, ob es sich dabei um einen Mother-Chasiss-Boliden handeln, oder ob Tsuchiya Engineering gar ins GT3-Lager wechseln wird.

Letzteres würde gegen die Prinzipien des Meistersmachers von 2016 gehen, der nicht nur junge japanische Ingenieure ausbilden will, sondern auch lieber selbst an den Fahrzeugen bastelt, anstatt ein fertiges Kit zu verwenden. Entsprechend stolz sei er drauf, was sein Team mit dem Toyota 86 MC erreichte. Dennoch ist Tsuchiya aber auch ein großer Kritiker der aktuellen MC-Plattform, da es dem Chassis an der gleichen aerodynamischen Raffinesse wie den FIA-GT3-Autos sowie auch an Motorleistung fehlt. Für die nächste Mother-Chassis-Generation benötigt die GTA einen neuen Motorenpartner, da das aktuelle, von Nissan stammende V8-Aggregat, ab 2020 nicht mehr produziert wird. Während der Lotus Evora MC auch weiterhin nächste Saison in der GT300 starten soll, hat Saitama Toyopet GreenBrave bereits verkündet, dass der Toyota Mark X MC aufgrund der Produktionseinstellung der Straßenversion des Mark X mit einem anderen Wagen ersetzt wird.

Bevor diese Fahrzeuge aber ins Museum wandern, wird zumindest ein Teil von ihnen – darunter der Hoppy 86 MC – am auto sport Web Sprint Cup im Rahmen des Super GT x DTM Fuji Dream Race teilnehmen. Die entsprechende Entry List soll in den kommenden Tagen veröffentlicht werden.

GT300-Rennergebnis Round 8 Motegi
GT300-Meisterschaftsentstand

Copyright Photos: GTA, Toyota, Honda


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